Drucken


Alte Völklinger Eisenhütte


ARCHIV: Dieses Angebot aus der Frühzeit des Webs wurde in Forschungprojekten an der Universität des Saarlandes in den Jahren 1995 bis 2000 erstellt und wird nicht mehr aktiv betreut. Die Angaben auf dieser Website sind daher grösstenteils veraltet.

Gründung eines Forschungs- und Technologiezentrums durch Napoleon

Völklingen profitierte von der im französischen Kaiserreich systematisch betriebenen Förderung von Technik und Forschung als Grundlage der bürgerlichen Wirtschaft in besonderer Weise. Geislautern mit seinen technisch fortschrittlichen Bergbau und Hüttenanlagen von überregionaler Bedeutung erhielt ein für die damalige Zeit einzigartiges Technologiezentrum: nach einer Anordnung Napoleons aus dem Jahr 1802 übernahm hier 1807 die "Ecole pratique des mines" als eine von zwei Berg- und Hüttenschulen des Kaiserreiches Forschungsaufgaben zur Weiterentwicklung des Bergbau- und Hüttenwesens sowie Funktionen in der Ausbildung der technischen Beamten. Erster Direktor wurde Jean-Baptiste Duhamel, zuvor Oberingenieur der Bergwerke Saarbrücken.

Den berühmtesten Ingenieuren der damaligen Zeit gelangen hier die richtungsweisende Verbesserung der Schmelzverfahren, die kostensenkende Verwendung von Steinkohle anstelle von Holz sowie die Reduktion von Eisenfrischschlacken und Eisenerzen. Eine deutliche Qualitätssteigerung bei Stählen, Eisen und Blechen resultierte aus der Entwicklung eines neuartigen Hochofens. Auch mit Verkokungsversuchen und innovativen Verzinnungsverfahren schrieben die Geislauterner Ingenieure Technikgeschichte. Ergebnis einer systematischen Bodenerkundung war der Duhamel-Saargruben-Atias, der heute noch als kartographisches Standardwerk gilt. Und wären die Versuche zum Einsatz von Dampfwagen beim Kohletransport erfolgreich gewesen, wäre Geislautern bereits 1819 - also 16 Jahre vor der Nürnberger/Fürther Jungfernfahrt - zur Wiege des deutschen Eisenbahnwesens geworden.