Alte Völklinger Eisenhütte
ARCHIV: Dieses Angebot aus der Frühzeit des Webs wurde in Forschungprojekten an der Universität des Saarlandes in den Jahren 1995 bis 2000 erstellt und wird nicht mehr aktiv betreut. Die Angaben auf dieser Website sind daher grösstenteils veraltet.
1928: Der folgenschwerste Hochofenunfall an der Saar
Am 16. Januar 1928, morgens um 5.10 Uhr, explodierte der obere Schachtteil von Hochofen 5. 13 Arbeiter kamen ums Leben, andere überlebten schwerverletzt. Wenn man die Vorboten des Unglücks richtig gedeutet hätte, wäre es wohl zu verhindern gewesen.
Aus Kostengründen war seit dem 2.1.1928 ausschließlich reiner Saarkoks aus der zur Hütte gehörenden Kokerei Altenwald verwendet worden, der vorher nur beigemengt worden war. Experten hatten davor gewarnt, da dieser Koks sehr leicht zerfiel und dann mit den ebenfalls leicht zerfallenden Erzen eine sehr feine und höchst explosive Mischung ergeben würde.
Bereits mehrere Tage vor dem 16.1.1928 hatte es Anzeichen dafür gegeben, daß der Ofen allmählich verstopfte. Die Zahl der Hochofenfüllungen ging zurück, ebenso die Roheisenproduktion, und schließlich blieb der Ofen "hängen", d.h. Koks und Erz rutschten nicht mehr nach. Nach einem Bericht der kommunistischen "Arbeiter-Zeitung" hatte der christliche Ausschußmann Dietrich am 14. 1. gegenüber dem Betriebsführer Haas erklärt, "sie sprengen den Hochofen auseinander" (AZ, 19.1.1928).
Die Explosion am 16. Januar riß die etwa 80 cm dicke Schachtmauerung in einer Tiefe bis 6 m auf. Vor und nach der Explosion war ein Rauschen und Poltern und im Ofen wahrzunehmen gewesen. Eine riesige Wolke von glühendem Erz und Kohlestaub regnete auf die Arbeiter herab. Alle erlitten tödliche oder schwere (auch innere) Verbrennungen.
(aus einem Artikel von Hubert Kesternich im "Arbeitnehmer" 2/93, S. 78-79)