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Alte Völklinger Eisenhütte


ARCHIV: Dieses Angebot aus der Frühzeit des Webs wurde in Forschungprojekten an der Universität des Saarlandes in den Jahren 1995 bis 2000 erstellt und wird nicht mehr aktiv betreut. Die Angaben auf dieser Website sind daher grösstenteils veraltet.

Völkerbundszeit und Drittes Reich

Die Trennung vom Wirtschaftsraum des deutschen Reiches in der Völkerbundszeit erhöhte die Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Friedensproduktion. Das Elend der Nachkriegszeit führte schließlich ab 1923 auch im Saargebiet zur Rückkehr der konservativen Kräfte in Wirtschaft und Politik. Die nationale Frage überlagerte politische und soziale Themen. Die 1928 vollendete Versöhnungskirche mit ihrer "unzeitgemäßen" Stilrichtung, dem in seiner Form einzigartigen Deckengemälde von Waldemar Kolmsperger d.J. und ihrer Figurenausstattung spiegelt noch heute den Geist der damaligen Zeit.

Die Rückgliederung ins Deutsche Reich verstärkte ab 1935 die Dominanz der Hütte bis in alle Bereiche des Alltagslebens. Aufrüstung und lnfrastrukturprogramm zur Kriegsvorbereitung bescherten der Hütte eine neue Hochkonjunktur. Die Unternehmensführung unter Herrmann Röchling erhielt zunehmend Einfluß im industriepolitisch-militärischen Machtapparat des Dritten Reiches. Am 1. April 1937 wurde aus der Amtsbürgermeisterei Völklingen mit den Gemeinden Fürstenhausen, Geislautern und Wehrden die Stadt Völklingen.

Im zweiten Weltkrieg standen die Stahlwerke ganz im Dienst der Kriegswirtschaft. Hermann Röchling wurde mit Führungsaufgaben in der Organisation des Hüttenwesens in Deutschland und den besetzten Gebieten betraut. Die Verstrickung in die Kriegsverbrechen des Nationalsozialismus brachten ihn 1945 vor einen internationalen Gerichtshof, der ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren Haft verurteilte und bis 1951 inhaftierte.